Vorwort

Eine Chronik soll nach den Worten unseres Bruders Jo­hann Wolfgang von Goethe (1749-1832) nur jener schreiben, dem die Gegenwart wichtig ist. Geschichte jedoch ist jene Vergangenheit, welche noch gegenwärtig im Bewußtsein weiterlebt, ist immer Erinnerung an einen fernen Alltag.

„Was wären wir ohne jene Werkleute, die vor uns am Bau arbeiteten, die das Fundament unseres Lebens schu­fen!“, heißt es in unserem schönen Trauerritual. Damit wir in Treue dieser Werkleute gedenken, die uns in das Licht des „Ewigen Ostens“ vorausgegangen sind, wid­men wir diese knappe Zusammenfassung einer in Vorbe­reitung befindlichen Publikation über „150 Jahre Frei­maurerei in Essen an der Ruhr“ allen Brüdern unserer guten Loge „Schiller“ im Orient von Essen.

Br: Oylar Saguner

Meister vom Stuhl 2003-2007

I. Tätigkeitsfelder der Loge

Die Loge als kleinste organisatorische Einheit der Freimaurerei hat in ihrer Vereinsstruktur folgende Aufgaben zu bewältigen:

Ritualpflege: Die maurerischen Rituale sind das Besondere und We­sentliche, mit ihnen steht und fällt die Freimaurerei. In der rituellen Arbeit werden Erkenntnis- und Gefühlsbereiche erschlossen, die in der modernen, postaufklärerischen Welt sonst kaum noch wirksam werden. In der Grup­pendynamik wird die Persönlichkeit ausgebildet und geprägt. Sie erfährt einen Ausgleich für die Überbetonung des Intellekts und des Materiellen durch Verstärkung des Gefühls, durch die Suche nach immaterieller Wahr­heit und durch den Gebrauch der Intuition. Das Ziel der maurerischen Arbeit ist der ausgeglichene, der harmonische Mensch.

Geistiges Forum: Die Auseinandersetzung mit zeitübergreifenden und aktuellen Problemen wird in den Logen angeregt durch Vorträge während der Ritualarbeiten, öffentliche Vortragsabende und interne Gespräche. Da­durch wird eine gegenwartsbezogene Weiterentwicklung jedes einzelnen und der ganzen Loge betrieben, geistiger Stillstand verhindert, eine umfas­sende Information ermöglicht und ein besseres Verstehen der eigenen und der Menschheitsprobleme erreicht. Der Themenbereich ist umfassend und soll helfen, unsere Welt zu verstehen.

Geselligkeit: Im Rahmen der in der Loge gepflegten Geselligkeit wird nicht nur der Gemeinschaftsgeist der Brüder geprägt und manche Freund­schaft begründet, sondern es werden auch die Lebenspartnerinnen in das Logenleben einbezogen. Die gemeinsamen Veranstaltungen vertiefen und festigen menschliche Bindungen untereinander.

Caritas: Das Bemühen um Hilfe für den Nächsten findet in der akti­ven Verantwortung für den Mitmenschen seinen Ausdruck. Neben materiel­ler und ideeller Betreuung der bedürftigen Brüder und Schwestern der eige­nen Loge muß versucht werden, die Nöte der Zeit zu lindern. Dabei kann durch finanzielle Unterstützung immer nur in begrenztem Umfang geholfen werden, entscheidend ist vielfach der persönliche Einsatz.

Dienst am Bunde: Wie in jedem Verein werden ein Vorstand, Schatz­meister, Schriftführer, Redner, Organisatoren und Vortragende in der Loge benötigt, sowie Delegierte und Funktionsträger im logenüberergreifenden Aufbau. Keine Organisation, kein Gemeinwesen kann existieren ohne die Hilfe engagierter Mitglieder, auch nicht die Freimaurerei.

II. Die Struktur der deutschen Freimaurerei

Die Entwicklung der Freimaurerei in Deutschland ist ziemlich komplizierte Wege gegangen, von einer einheitlichen Entwicklung konnte keine Rede sein. Sie ist eine Geschichte der Irrungen und Wirrungen, des oft mäßigen Streits um formale Dinge und verzweifelte Auseinandersetzung um eine bessere Organisationsform, eine Geschichte von Zweifel und Resignation, von Versuchung durch Selbstherrlichkeit, aber ebenso auch von Selbstüber­windung, von immer neu gefaßtem Mut und von unbeirrbarem Glauben an die trotz aller Anfechtung unzerstörbare Idee der alten Bruderschaft. Sie ist in ihrer Vielgestaltigkeit nicht einfach zu charakterisieren. Die historische Entwicklung hat Konturen vielfach schärfer hervortreten lassen und stärkere Unterscheidungsmerkmale begründet, als sie in anderen Ländern zu finden sind. Diese haben sich in der Weimarer Zeit womöglich noch vertieft. Das Bild verkörpert durchaus keine grandiose Einheit, sondern bietet im Gegen­teil ein Bild der Zerrissenheit. Ja viel mehr noch: ihre Obedienzen sind voneinander fast so verschieden und geschieden wie die Kirchen. Was ihnen gemeinsam ist, ist lediglich die Idee, oder besser gesagt: die Symbolik, die diese Idee umschließt und in besonderer, an die alten Mysterienbünde gemahnender Form gepflegt wird.

Die deutschsprachige Bevölkerung lebte bis zu Anfang des 19. Jahr­hunderts in verschiedenen größeren und kleineren Staaten im Verband des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, von der Voltaire sagte, daß sie weder heilig noch römisch noch ein Reich wäre. Über jeden dieser Zwergstaaten herrschte ein König, Fürst oder Großherzog oder ein anderer lokaler Regent mit welchem Titel auch immer. Erst Napoleon erzwang eine Neuordnung, bis nach einem weiteren langen Weg im Jahre 1871 ein neues Deutsches Reich entstehen konnte.

Den jeweiligen Landesteilen entsprechend wurden unterschiedliche Beziehungen zu anderen Ländern gepflegt. Das erleichterte, daß sich ver­schiedene maurerische Lehrarten festsetzen konnten. Hinzu kommt, daß die maurerische Ideenwelt und die sich daraus ergebenden Probleme auf deut­schem Boden wie nirgendwo anders Gegenstand des Grübelns und For­schens wurden. Daraus und aus der Verschiedenheit dieser Lehrarten entstanden jene Schwierigkeiten, die bis zu einer Einigung überwunden werden mußten.

Rein äußerlich betrachtet zerfiel die Freimaurerei in zwei Gruppen, die in den verschiedensten Großlogen organisiert waren. Auf der einen Seite die „christlich“ orientierte Maurerei der drei altpreußischen Großlogen, die die Aufnahme in ihre Bauhütten vom christlichen Bekenntnis abhängig machten und den Johannisgraden Hochgrade oder doch Erkenntnisstufen angegliedert haben; andererseits die „humanitäre“, in Anlehnung an das altenglische Brauchtum aufgebaute, nur in drei Johannisgraden arbeitende Freimaurerei, die nicht nach dem Glaubensbekenntnis des Suchenden fragt, sondern diesen nur nach seiner Persönlichkeit wertet.

Die sprachliche Abhebung „humanitär“ von den „christlich“ gepräg­ten Lehrarten (System, Ritus) wird außerhalb des deutschen Sprachraumes weder verwendet noch verstanden. Der Begriff „Humanität“ ist natürlich in alle freimaurerische Systeme eingeschlossen; führte jedoch zu manchen Mißverständnissen. Der gegenwärtige Stand ist der, daß in allen deutschen Großlogen Männer jeden Glaubens aufgenommen werden, also auch in den früher als „christlich“ bezeichneten; selbst in der „Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland“ (Freimaurerorden), die am längsten an diesem Begriff festgehalten hat, wird nicht mehr das Bekennntnis „zur reinen Lehre Jesu Christi, wie sie, unbeeinflußt von der jeweiligen Zeit, in der Heiligen Schrift geoffenbart ist“ bei der Aufnahme vorausgesetzt. Freimaurerei ist eine Lebenseinstellung; sie zu begreifen ist mehr eine Frage der humanen Gesinnung als des Wissens oder religiöser Glaubensüberzeugung.

Mit „humanitati“, also „für den Menschen“, wird die allgemeine Geisteshaltung der Freimaurer angedeutet und die Zielrichtung ihrer Betäti­gung. Freimaurer versuchen, die Welt menschlicher zu gestalten. Dazu gehört zuerst Selbsterziehung zu Menschenliebe und Toleranz, sodann das Bemühen, beides im Bruder- und Familienkreis zu praktizieren und drittens der Versuch, die maurerische Humanität, also die Menschlichkeit in alle Bereiche zu tragen, mit denen der Maurer in Berührung kommt. Zur Ver­wirklichung gehört die Wahrung der Menschenrechte und Menschenwürde, die Forderung nach Gedanken- und Gewissensfreiheit, menschliche Aner­kennung ohne Ansehen der Rasse, der Geburt oder des Standes und der Religionszugehörigkeit. Eine Sonderstellung nimmt der in allen westlich orientierten Ländern verbreitete, in 33 Grade organisierte „Alte und Ange­nommene Schottische Ritus“ ein, vertreten durch die jeweiligen „Obersten Räte“, der in Deutschland nach einem Abkommen mit der Großloge AFuAM nicht die Johannisgrade, sondern nur die Grade 4 bis 33 bearbeitet, wobei der letzte Grad ein reiner Verwaltungsgrad darstellt.

III. Freimaurerei in Essen

Die Geschichte der Freimaurerei in Essen an der Ruhr, zu jener Zeit eine Mittelstadt mit ca. 10.500 Einwohnern, beginnt um die Mitte des 19. Jahr­hunderts. Hier wohnende Brüder Freimaurer, die in den umliegenden Logen des rheinisch-westfälischen Raumes, u.a. in Bochum, Mülheim, Duisburg und Düsseldorf, inkorporiert waren und wegen der damaligen beschränkten Verkehrsverhältnisse nicht regelmäßig an den Arbeiten ihrer Logen teilneh­men konnten, trafen sich regelmäßig, um brüderliche Kontakte zu pflegen. Bald tauchte der Gedanke auf, auch in Essen eine Loge zu errichten.

Im Jahre 1859 war es dann soweit. 29 Brüder gründeten die Loge „Alfred zur Linde“, die sich der altpreußischen „National-Mutterloge Zu den drei Welt­kugeln“ in Berlin unterstellte und am 27. November 1859 das maurerische Licht einbrachte. Die Loge arbeitete in einem eigenen, zu diesem Zweck umgebauten Gebäude, bis 1909 ein repräsentatives Logengebäude in der Logenstraße zwischen dem heutigen Kennedy-Platz und der Friedrich-Ebert-Straße errichtet werden konnte. Es enthielt mehrere Tempel entspre­chend den drei Johannisgraden, einen großen Festsaal, Gesellschaftsräume, Empfangs- und Vorbereitungszimmer und Wirtschaftsräume.

Das Haus fiel im Krieg den Bombenangriffen zum Opfer. Die Mitgliederentwicklung war beachtlich: 1909 waren es mit den ständig besuchen Brüdern anderer Bau­hütten 260 Brüder; dann 221 (1914), 144 (1918), 216 (1922), 295 (1924/29), schließlich nur noch 169 Brüder (1933). An der Neueröffnung der Loge im Jahre 1948 nahmen 53 Mitglieder teil; 1953/54 waren es 78. 1961 war das neue Logengebäude an der Admiral-Scheer-Straße fertiggestellt, doch die Mitgliederstruktur begann sich zu wandeln. Die Anzahl der älteren Brüder nahm ab und es wurde zunehmend schwieriger jüngere Brüder zu gewinnen; die Mitgliederzahl sank von etwa 70 Brüder auf 50 bis schließlich 40 und knapp darunter ab. Die Loge „Alfred zur Linde“ hat seit ihrer Gründung eine kontinuierli­che Entwicklung ohne Systembrüche aufzuweisen. Nach dem zweiten Welt­krieg setzte sich auch hier bei den Brüdern die Auffassung durch, daß es nur eine Freimaurerei gibt. Ihre damaligen Repräsentanten, die die unbefriedi­gende Entwicklung der deutschen Freimaurerei in der Zwischenkriegszeit noch erlebt hatten, unterstützten die Einheitsbestrebungen. Die Bruderschaft trat dann, obschon auch ihre alte Großloge „Zu den drei Weltkugeln“ ihre Arbeiten wieder aufnahm, der Großloge AFuAM als Mitgliedsloge bei.

IV. Die Loge „Schiller“

Diese zweite Essener Johannis-Loge hat mit ihren beiden Vorgängerlogen „Glückauf zum Licht“ und „Freie Forschung und Duldsamkeit“ eine ganz andere historische Entwicklung mit zwei einschneidenden Zäsuren hinter sich. Ihre Geschichte beginnt 1908 mit dem Anspruch einer „Reformloge“, die sich 1919 mit dem Namenswechsel einer regulären Großloge unterstell­te. 1930 beginnt mit dem Beitritt von 32 Brüdern zu dem internationalen „Alten und Angenommenen Schottischen Ritus“ eine neuerliche Zäsur. Da der „Ritus“ von den anderen deutschen Großlogen aus Partikularinteressen nicht anerkannt wurde, hatten sich die Brüder nach einer anderen maureri­schen Heimat umzusehen. Sie fanden diese als im Orient Essen arbeitende Tochtergründung der Loge „Schiller“ , die unter dem Schutz der „Großloge von Wien“ in Wien und Bratislava (Preßburg) arbeitete, und sich nach der nationalsozialistischen Machtübernahme im Jahre 1933 selbst auflöste.

Die beiden Essener Johannislogen spiegeln somit beispielhaft die Entwicklung der deutschen Freimaurerei von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Einmünden in die Einigung nach dem Jahre 1945 wider. Auf der einen Seite eine Bruderschaft mit national-konservativer Grundüberzeugung, die unter dem Schutz einer altpreußischen, christlich-liberal orientierten Großloge arbeitete; andererseits Männer, deren vorherrschende Geisteshaltung un­schwer an ihren programmatischen Logennamen zu erkennen ist: „Freie Forschung und Duldsamkeit“ und „Schiller“, ein Name, der vor allem mit Geistes- und Gewissensfreiheit in Verbindung gebracht wird.

V. Die Reformloge „Glückauf zum Licht“

Humanistisch eingestellte Freimaurer gründeten am 30. April 1908 in der industriell aufstrebenden Industriestadt Essen, die seit 1896 mit über 100.000 Einwohner zur Großstadt avanciert war, eine neue Loge mit dem Namen „Glückauf zum Licht“. Diese erste Vorgänger-Loge der heutigen Johannisloge „Schiller“ unterstellte sich dem damaligen Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne“ in Nürnberg, die der monistischen Weltanschauung verpflichtet war, ihren Brüdern jedoch keine dogmatischen Zwänge aufer­legte. Sie lehnte aus diesem Geist der Freiheit die verpflichtende Anerken­nung des Prinzips eines „Allmächtigen Baumeisters aller Welten“ ab und war damit in den Augen der Weltfreimaurerei irregulär.

Was Monismus eigentlich bedeutet ist heute kaum noch jemandem geläufig. Die Formulierung stammt aus dem philosophischen Begriffsarse­nal und ist außerordentlich mehrdeutig. Der Monismus geht davon aus, daß die Welt und alles, was dazugehört, aus einer einheitlichen Grundsubstanz besteht, nach der Formel: alles ist eins; also eine Einheitslehre im Gegensatz zum Dualismus. Um die Jahrhundertwende hatte der Biologe Prof. Dr. Ernst Häckel (1834-1919), ein leidenschaftlicher Mitstreiter von Charles Darwin (1809-1882), und wirkungsmächtiger Wegbereiter der Evolutionstheorie, mit seinem Buch „Die Welträtsel“ ungeheueres Aufsehen erregt. Es kam zu breitester Wirkung und wurde durch den von ihm im Jahre 1906 gegründe­ten „Monistenbund“ kulturpolitisch vertreten. Die Loge arbeitete danach auf dem Boden voraussetzungsloser wissenschaftlicher Forschung, die nur die Naturgesetzlichkeit anerkennt, übernatürliche Eingriffe ablehnte und damit auf dem Boden des so verstandenen Monismus stand.

Ihre Einstellung zu den anderen bestehenden Großlogen war einfach und klar: Man lehnte grundsätzlich alle christlich orientierten Logen ab und warf den anderen humanitären Logen ihre meist streng konservativ-monar­chistische Einstellung vor, sowie den oft stark protestantisch-kirchlichen Einschlag. Im Laufe der Zeit gewöhnte man sich daran, von „Altlogen“ zu sprechen und sich selbst als „Reformloge“ zu sehen.

Bezüglich der Organisation bestand die Loge aus dem „Inneren Orient“ und dem Freundschaftskreis. Aufnahmen erfolgten zunächst form­los, indem der Eintrittswillige an internen Veranstaltungen teilnahm und somit als Bruder bezeichnet wurde. Die Arbeitsweise entsprach dem der regulären Logen: Ritualarbeiten in Form von Rezeptions-, Trauer-, Instruk­tions- und Beratungslogen, Vortragsabende für die geistige Arbeit, zwang­lose gesellschaftliche Zusammenkünfte, Musikabende und weitere besonde­re Festabende mit Damen, gelegentlich als Schwesternfeste und sogar als Schwesternlogen bezeichnet; selbstverständlich waren dies keine rituellen Arbeiten. Die Feste im Jahreslauf waren vielfältig: Feiern zum höchsten (21. Juni) bzw. tiefsten (22. Dezember) Sonnenstand, Frühlings- und Win­terfeste. Die Sonnenwendfeier, vielfach mit Feuerwerk und Sonnenwend­feuer, entsprach natürlich dem sonst üblichen Johannisfest. Namengebung und Ablauf erinnern an altgermanische Bräuche, um diese Zeit auch von verschiedenen Jugendorganisationen in gleicher oder ähnlicher Weise begangen. Soweit erkennbar beschränkten sich karitative Aktivitäten auf die Almosenkasse und einen Unterstützungsfond, wohl für Logenmitglieder und deren Angehörige gedacht, wozu auch ein besonderer Familienbeirat gewählt wurde.

Die Bruderschaft setzte sich mit gelegentlichen Schwankungen aus 40 bis 50 Mitgliedern der intellektuellen Mittelschicht mit offensichtlich zum Teil begüterten Kaufleuten zusammen. Von Anfang an war man daher bestrebt, in einem eigenen Haus zu arbeiten, wozu ein Baufonds gestiftet wurde. Bald fand man auch eine günstige Gelegenheit und konnte ab 1. Januar 1913 das Anwesen Pilotystraße 59/61 als Versammlungslokal zu einem jährlichen Mietpreis von 1200 Mark anmieten.

Die Essener Neugründung besaß die Rechte und Pflichten einer Orts­loge für den hiesigen Stadt- und Landkreis mit der Befugnis Tochterlogen zu gründen. 1910 etablierte sie als Mutterloge in Gelsenkirchen ein Frei­maurer-Kränzchen „Glückauf zur Tat“, einige Monate später von der Groß­loge konstituiert. 1913 schlossen sich die in Duisburg wohnenden Brüder zu einem Kränzchen „Empor“ zusammen, das unter Leitung der Essener Loge arbeitete. Ein Höhepunkt im Logenleben war die Ausrichtung und Leitung des Großlogentages des Freimaurerbundes zur aufgehenden Sonne am 27./28. Juli 1918 durch die Essener Bauhütte. An der am 28. Juli stattfinden­den Festloge im Logenhaus Pilotystraße nahmen 102 Brüder unter der Leitung des deputierten Meisters Br: Josef Schuh teil. Nach vierjähriger Kriegszeit immerhin ein gewagtes Unternehmen, da wegen der allgemein schlechten Versorgungslage das gemeinsame Brudermahl ausfallen mußte.

Bereits zwei Jahre nach der Logengründung kam es zu einem Austritt von Brüdern mit der Absicht, im nahegelegenen, zu jener Zeit noch nicht eingemeindeten Borbeck eine weitere Reformloge mit dem Namen „Eos“ zu gründen. Über den Anlaß können nur Vermutungen angestellt werden. Viel­leicht ging es den austrittswilligen Brüdern, offensichtlich jüngeren Alters, mehr um den „Monismus“ als um die „Freimaurerei“. Man einigte sich jedoch brüderlich. Während der Kriegszeit 1914/18 kam es dann zu einer Arbeitsgemeinschaft beider Logen mit dem Ziel einer Wiedervereinigung.

Diese Hoffnungen zerschlugen sich jedoch, als der aus dem Feld heimkehrende ehemalige Meister vom Stuhl Br: Pehl frühere Abmachungen ignorierte und die Großlogenvertreter eine Vermittlung rundheraus ablehn­ten. Aus Verärgerung über dieses Verhalten faßte die Bruderschaft einstim­mig den unwiderruflichen Beschluß, aus dem Freimaurerbund auszutreten und sich einer anderen Großloge anzuschließen. Sie begründete dies in Form eines Rundschreibens an alle anderen Schwesterlogen des Bundes mit dem unbrüderlichen Verhalten ihres Großmeisters Br: Dr. Weigt. Die gele­gentlich geäußerte Auffassung, die Irregularität sei der eigentliche Grund des Deckungsbeschlusses gewesen, trifft nach nunmehr zehnjähriger Bun­deszugehörigkeit offensichtlich nicht zu; es gibt in den Logenprotokollen nicht einen einzigen Hinweis, nicht eine einzige Bemerkung, daß die Bruderschaft unter diesem angeblichen Makel gelitten hätte und eine Regu­larität anstrebte. Daß sie sich nunmehr regularisierte war eigentlich mehr „Zufall“, d.h. sie hatte nur die Wahl im Verband des Freimaurerbundes zur aufgehenden Sonne zu verbleiben oder sich einer regulären Großloge anzu­schließen. Ihrer allgemeinen Geisteshaltung entsprechend wollte die Mehr­heit der Brüder nicht einer christlich orientierten Großloge, sondern der liberal-humanitären Bayreuther Großloge „Zur Sonne“ beitreten, da „sie uns innerlich nahesteht“, wie ihr langjähriger Stuhlmeister Br: Dr. Josef Schuh bemerkte. Allerdings war dies mit einigen Schwierigkeiten verbunden.

Eine neue Loge kann nur durch mindestens sieben reguläre Br: Meister gegründet werden. Als solche gelten nur Brüder, die als Mitglieder einer regulären Großloge angehört hatten und eine ordnungsgemäße Austrittsbestätigung vorweisen konnten. Da die Aufnahme eines Bruders in eine Loge nach erfolgter Kugelung stets individuell erfolgt, ist es logischer­weise unmöglich, eine bisher irreguläre Loge, d.h. eine in ihr vereinigte Anzahl von Brüdern, global aufzunehmen. Es mußte also jeder einzelne Bruder in einer regulären Loge wie ein Suchender mit Anmeldung, Aushang, vorgeschriebenen Einspruchsfristen und ritueller Kugelung aufge­nommen werden. Um die erforderlich werdende Regulierung der einzelnen Brüder durchzuführen, kam dazu in Absprache zwischen Br: Dr. Josef Schuh und dem Großmeister der Großloge „Zur Sonne“ Br: Dr. August Paret die benachbarte Bochumer Loge „Zum geschlossenen Buch“ in Frage. Die Brüder konnten dann nach der Aufnahme um ehrenvolle Entlassung aus ihrer neuen Loge nachsuchen, die sie natürlich erhielten, und dann ihrerseits eine neue Loge gründen, der sie nach ihren Wünschen einen beliebigen Namen geben konnten.

Dreißig Brüder ließen sich zunächst regularisieren: 9 im Meistergrad, 2 im Gesellen- und 19 im Lehrlingsgrad. Der dadurch verursachte, nicht gerade unbeträchtliche Kostenaufwand wurde aus der Logenkasse und durch eine Umlage bestritten. Weitere Brüder sollten zur Kostenminimierung in die neukonstituierte Loge aufgenommen werden. Von wenigen Ausnahmen abgesehen fanden alle Brüder der ehemaligen Loge „Glückauf zum Licht“ hier ihre neue maurerische Heimstätte.

VI. Die Loge „Freie Forschung und Duldsamkeit“

Die erneuerte Gründungsurkunde Am 30. November 1919 war es soweit, das maurerische Licht wurde in die neue Loge eingebracht. Dieses Datum betrachtet die heutige Loge „Schiller“ als ihren eigentlichen Stiftungstag. Damit hatte sich das bisherige „häßliche Entchen und maurerische Kuckucksei“ unter dem Schutz einer regulären Großloge zu einem ganz ansehnlichen Vogel gewandelt und konnte nun­mehr auch in dem Tempel der Essener Loge „Alfred zur Linde“ Aufnahme finden. Die ehemaligen Anhänger einer „Reformloge“ ohne „Bratenrock“ arbeiteten nun bei feierlichen Tempelarbeiten und Meistererhebungen im Frack mit Binde und weißen Handschuhen. Die Großloge „Zur Sonne“ in Bayreuth war unter allen bestehenden deutschen regulären Großlogen die freiheitlichste, wie ihr Großmeister besonders herausstellte: „Von Anfang an lag in ihrem Wesen, dem Bedürfnis der Zeit entsprechend, ein gewisser frei­heitlicher Zug. Vom Humanitätsgedanken geboren, hat sie den Freiheitsge­danken aus der Taufe gehoben, beide Ideale, Humanität und Freiheit, hat sie gepflegt und gewahrt bis zum heutigen Tag, keine andere hat wie sie dem Zeitgeiste jeweils Rechnung getragen, keine war wie sie reformatorisch tätig, keine andere hat wie sie freiheitlichem Streben freie Bahn gelassen.“ Wichtig war wohl auch für die Brüder, daß sie ihr Ritual selbst bestimmen und ausbilden durften unter der Voraussetzung, daß der Bundesrat dasselbe als ein maurerisches anerkannte.

Natürlich beinhaltet der auf Vorschlag von Br. Schuh gewählte Lo­genname gleichermaßen eine Forderung und ein Programm; es ist, als wenn den ewigen Wahrheitsbesitzern mit Lessing die stete Forderung nach freier Forschung und Toleranz zugerufen wird, auch den maurerischen Obedien­zen, die sich anmaßten, ein nahezu unfehlbares Lehramt ausüben zu können: eine Absage an die Gewißheit einer absoluten Wahrheit.

Die Wahrheitsfrage ist nicht nur ein Erkenntnisproblem sondern auch ein psychologisches. Ge­wöhnlich fühlen sich die Menschen in einer Gemeinschaft wohl aufgehoben, in der ihnen die „Wahrheit“ mundgerecht serviert wird, ihnen die mühevolle Arbeit abgenommen wird nach ihr zu suchen; nicht so in der Freimaurerei.

Es besteht kein Zweifel, daß sich die Brüder der neugebildeten Loge mit ihrer Namenswahl deutlich von den nahezu dogmatisch verfestigten Ansichten der christlich orientierten Großlogen absetzten. Freie Forschung beruht auf der Maxime der Gedanken- und Gewissensfreiheit und eines jeden Maurers Pflicht ist es, im profanen Leben für dieses Grundprinzip einzutreten, sie mit allen gesetzlichen Mitteln herbeizuführen und ausbauen zu helfen, wo sie nicht besteht, und sie zu verteidigen, wo sie bedroht ist. Gedanken- und Gewissensfreiheit ist eine Forderung der Freimaurerei, die alle Maurer der Erde unter Wahrung vollkommener Autonomie und der Bestimmung brüderlich zu gemeinsamer Arbeit verbindet und verpflichtet. Der zweite Namensbestandteil, der Toleranzgedanke, bedeutet selbstver­ständlich nicht etwa nur Duldung anderer Gesinnung und anderer Art, das wäre unerträgliche Überheblichkeit; er beinhaltet die unbedingte Anerken­nung dieser Geistes- und Gewissensfreiheit, die Abkehr von jeder aufge­zwungenen dogmatischen Bindung. Die freimaurerische Grundüberzeugung setzt starrer Orthodoxie die Toleranz, dogmatischem Glauben die Religion tätiger Menschenliebe als wesentliche Merkmale sittlichen Strebens gegen­über. Das schließt eine persönliche religiöse Bindung natürlich nicht aus, aber diese persönliche Überzeugung gründet sich auf die Einsicht der sehr begrenzten Erkenntnisfähigkeit des Menschen, ist ein Gebot der Achtung vor allen Glaubenslehren, Ideen und Meinungen; nicht etwa, um dadurch zu bekunden, daß seinen Mitgliedern Dogmenglaube verboten oder gar ein atheistisches Bekenntnis zur Pflicht gemacht werde, sondern um den Gedan­ken der unbedingten Gewissensfreiheit noch schärfer hervortreten zu lassen.

Abgesehen von den üblichen Formen der drei rituellen Johannisgrade blieb die bisherige Arbeitsweise und geistige Ausrichtung der Loge unver­ändert, wie man unschwer an den dokumentierten Themenstellungen erken­nen kann, zumal der „Monismus“ als weltumstürzende Idee bereits vorher schon sang- und klanglos in der Versenkung verschwunden und die ehemals wilden Ideen der Freidenker durch hunderttausende von Kirchenaustritten überholt waren.

Die Mitgliederentwicklung war positiv und ihre Kurve stieg kontinu­ierlich an. Die vorwiegend international orientierte „Freie Forschung und Duldsamkeit“ und die altpreußische Loge „Alfred zur Linde“ arbeiteten ein Jahrzehnt friedlich und brüderlich in einem gemeinsamen Logenhaus. Ihre beiderseitigen Repräsentanten waren durch gegenseitige Ehrenmitglied­schaften freundschaftlich verbunden.

Was nun folgte ist nur aus den damaligen Zeitumständen erklärbar, den leider üblichen Zwistigkeiten Bruder Gerhard Loosen deutscher Großlogen. Einen zuverlässigen Hinweis auf die nun folgende unruhige Zeit im Logenleben verdanken wir einem Hinweis des Brs: Gerhard Loosen, der im VGL-Mitteilungsblatt Nr. 12/1955 erklärte: „Die Loge ‚Schiller‘ in Essen ist aus der Loge ‚Freie Forschung und Duldsamkeit‘ hervorgegangen. Sie entstand 1919 und hatte nach zehn Jahren bereits 110 Mitglieder. Durch die Auflösung des deut­schen Freimaurerbundes 1928 schien die Trennung der deutschen Freimau­rerei von der internationalen Freimaurerei vollzogen zu werden. Diesen Bestrebungen widersetzten sich 32 Brüder und traten dem ‚Alten und Ange­nommenen Schottischen Ritus‘ bei. Deswegen wurden sie von der Großloge ‚Zur Sonne‘ offiziell ausgeschlossen. Diese Brüder erbaten im Jahre 1931 von der Großloge von Wien als Tochter der Wiener Loge ‚Schiller‘ aner­kannt zu werden und unter deren Konstitution arbeiten zu dürfen. Diesem Petitum wurde noch im selben Jahr stattgegeben. Nach dem Wiederaufleben der Logentätigkeit in Essen 1946 wurde der Patronatsname ‚Schiller‘ wiederaufgenommen, während der Name ‚Freie Forschung und Duldsam­keit‘ bis heute ungenutzt ist.“

Leider haben sich die Logenprotokolle dieser Zeit nicht erhalten. Bruder Thun Daß es dabei lediglich um sich dogmatisch gebärdende Besserwisserei ging, können wir auch den Worten des Brs: Thun, Meister vom Stuhl der Loge „Alfred zur Linde“ entnehmen, der anläßlich der Lichteinbringung in die Loge „Schiller“ im Jahre 1948 ausführte, „daß in der deutschen Freimaure­rei die Systemstreitigkeiten aufhören müßten, die zum unfehlbaren Papst­tum führen. Es sei die Grundlehre der Freimaurerei, jegliches Dogma abzu­lehnen. So wollen auch wir frühere Systemstreitigkeiten vergessen.“ „Zum Zeichen des guten Willens“, fügte der Protokollant hinzu, „überreichte er unseren Brüdern Schuh und Loosen das Bijou der Loge „Alfred zur Linde“ und damit wieder die Ehrenmitgliedschaft zurück, die diese Brüder im früheren Kampf niedergelegt hatten.“

Diesem Diktum ist zu entnehmen, daß etwa jeder dritte Bruder neben der Mitgliedschaft in der Johannisloge dem „Alten und Angenommenen Schottischen Ritus“ (AASR) beigetreten ist, ein von ihrer Großloge nicht anerkanntes System; daß die ausgetretenen Brüder die Mitgliedschaft unter der Obedienz der Wiener Großloge anstrebten und den Namen ihrer dorti­gen Mutterloge „Schiller“ annahmen. Über das Verhalten der verbleibenden 78 Brüder, die dem AASR nicht angehörten, wird nichts ausgesagt: ob sie sich mit ihren ausgeschlossenen Brüdern solidarisch erklärten, unter dem bisherigen Logennamen weiterarbeiteten, teilweise der Loge „Alfred zur Linde“ beitraten oder unter dem Druck der zu jener Zeit heftigen antifrei­maurerischen Agitation gedeckt haben. Derartige Fragen können, wenig­stens teilweise, nur durch einen Namensvergleich von Mitgliederlisten beider Logen beantwortet werden.

VII. Das Freimaurer-Kränzchen „Accacia“

Durch den Großlogen-Ausschluß kamen die Brüder natürlich in eine schwierige Lage, da der Oberste Rat des AASR darauf bestand, daß sie einer regulären Johannisloge angehören müßten. Sie gründeten zunächst einen freimaurerischen Verein „Accacia“, eine übliche Vorform zur Gründung einer Loge und mieteten sich in die Waldhausenvilla in der Lindenalle ein. Das Haus wurde innen fast vollständig umgebaut und ein großer Festsaal eingerichtet. Drei Tempel und Klubräume wurden erstellt und als damaliges Novum eine vollelektrische Küche eingebaut. Die beträchtlichen Umbau- und Aufbaukosten wurden von einzelnen Brüdern und durch Eigenleistun­gen aufgebracht. Durch Vermietung an eine Loge „Zum aufgehenden Licht auf roter Erde“, an den Verein „Odd Fellows“ und an das Essener Theater, das den großen Festsaal als Übungsraum nutzte, konnte der finanzielle Aufwand minimiert werden. Die genaue Mitgliederzahl des Vereins läßt sich nicht mehr feststellen. Er war vorerst natürlich irregulär und gehörte keiner regulären Großloge an.

VIII. Die Tochterloge „Schiller“

Den heimatlos gewordenen Brüdern standen nun zwei Möglichkeiten zum Erhalt ihrer Regularität zur Verfügung: Br: Bensch vom Obersten Rat des AASR regte an, über Br: Wolfson in Breslau Kontakt zu Br: Edouard Plan­tagenet (*1892), Gründer der französischen Landesgruppe der Allgemeinen Freimaurerliga und erster Stuhlmeister der seit 1913 in deutscher Sprache arbeitenden Pariser Loge „Goethe“ der „Grande Loge de France“, herzustel­len. Dort könnten die Brüder Mitglieder werden, wenn sie gleichzeitig der „Symbolischen Großloge von Deutschland“ beitreten würden. Auf diese Weise könnten sie sich das Besuchsrecht bei anderen deutschen Großlogen erhalten. Die Brüder zogen aus der Gründungsgeschichte dieser Großloge und den darauf folgenden Reaktionen der anderen deutschen Großlogen jedoch ihre Schlüsse und wollten in der fast bis zur Raserei aufgeheizten völkischen Atmosphäre ganz offensichtlich nicht den Weg über eine franzö­sische, wenn auch in deutscher Sprache arbeitetende Loge nehmen und wählten einen anderen Weg. Sie schlossen sich als Tochtergründung der in Wien und Bratislava (Preßburg) präsenten Loge „Schiller“ an, die unter der Großloge von Wien arbeitete.

Von dieser Loge ist nicht sehr viel bekannt, aber das wenige genügt, um sich ein Bild zu machen. Sie war nicht nur eine der ältesten ehemaligen österr.-ungarischen Grenzlandlogen, sondern hatte auch mehrere Tochtergründungen aufzuweisen und war die einzige, die das freimaurerische Lehrgebäude nicht nur auf die drei Johannisgrade, sondern in die 33 Grade des „Alten und Angenommenen Schottischen Ritus“aufteil­te, die sogenannte „rote Maurerei“, weil für sie die Farbe „Rot“ eine beson­dere symbolische Rolle spielt, für die jeweils besondere Symbole, Gradle­genden und Rituale gelten. Im Gegensatz zur Ausrichtung des Deutschnatio­nalismus bekannten sich diese Brüder zum Kosmopolitismus, eine Auffas­sung, die mit der Tradition der Essener Brüder der „Freien Forschung und Duldsamkeit“ vollkommen übereinstimmte.

Spätestens im November 1931 hat die Wiener Loge „Schiller“ die Brüder des Essener Freimaurer-Kränz­chen „Accaccia“ in ihre Reihen aufgenommen, diese nahmen den Namen ihrer Mutterloge an und arbeiteten unter deren Schutz. Die beiden seitlichen roten Streifen unseres heutigen Bijou-Bandes datieren aus dieser Zeit. Das Band bildet ein Unikat in der deutschen Freimaurerei der Gegenwart.

IX. Hochmitternacht

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 wurde der Kampf gegen die Freimaurerei systematisch vorangetrieben. Zunächst hatte sich diese Regierung mit dem Gesetz zur Herstellung des Berufsbeam­tentums ein Instrumentarium geschaffen, um gegen Freimaurer im öffentli­chen Dienst vorgehen zu können und innerhalb des Sicherheitsdienstes der SS ein eigenes Freimaurerreferat gebildet. Wie beim Antisemitismus wurde der Nationalsozialismus zum „Erben“ und Vollstrecker der konfessionell bestimmten und säkularisierten Antifreimaurerei der völkischen Kreise der Zwischenkriegszeit. Die prägende Grundidee war dabei die Vorstellung von „jüdisch-orientalischen“ Grundlagen der Freimaurerei und das Bild einer freimaurerischen Weltverschwörung. Beide Vorstellungen waren somit nicht nur Bestandteil der „weltanschaulichen politischen Grundlagen“, sondern fanden auch Eingang in die „Rassenlehre“.

Seit Januar 1934 verfügte die Geheime Staatspolizei über ein eigenes Juden-, Freimaurer- und Emigrantenreferat. Bereits 1933 begann die syste­matische Verhaftung von Freimaurern, die Besetzung von Logenräumlich­keiten und Beschlagnahme von Archiven und Bibliotheken. Das aus den Logenhäusern geplünderte Gerät und Gebrauchsgut der Freimaurer wurde zu Wanderausstellungen zusammengestellt und sollte der Bevölkerung Belege dafür vorweisen, welch gespenstischen Geheimbund man ausge­löscht habe. Von den freimaurerischen Idealen der Toleranz, der Menschen­liebe, der Geistes- und Gewissensfreiheit war dabei natürlich nicht die Rede. Dafür wurden die in der Tat oft bombastischen Bezeichnungen von Hoch­graden und Ordensrittern ins Lächerliche gezogen und die alten überholten Eide, Phantastereien ihrer Zeit, als Beweis verwendet, ohne daß es möglich war, diese Verzerrungen klarzustellen oder aufzuklären.

Man mußte schon ziemlich naiv sein um die Zeichen der Zeit nicht erkennen zu können, zumal die Angehörigen einer Loge, die unter einer „ausländischen“ Obedienz arbeitete, deren internationale Kontakte den neuen Machthabern besonders anstößig vorkamen. Darum faßte die Bruder­schaft der Loge „Schiller“ am 24. März 1933 den Beschluß sich selbst aufzulösen und beauftragte ihr Mitglied Br: Gerhard Loosen, die dazu nöti­gen Schritte einzuleiten. Die Logenutensilien und Bücher wurden teils verbrannt, so sagte es jedenfalls Br: Carl Dinger in einem Protokoll; vieles aber verschwand in den Kellern der Brüder, so daß dann im Jahre 1948 jedes wieder seine bestimmte Funktion übernehmen konnte. Die Räume des bisherigen Logenquartiers wurden an den „Stahlhelm“ vermietet, der sich im allgemeinen freimaurerfreundlich verhielt. In diesem Soldatenverein glaubten viele Brüder dereinst fröhliche Urständ erleben zu können, eine glatte Fehleinschätzung, war diese von 1918 bis 1934 bestehende militaristi­sche Organisation, als „Bund der Frontsoldaten“ gegründet, doch ein Weg­bereiter des Faschismus. Immerhin aber wußten ihre Mitglieder, daß viele ihrer Kameraden, die dem Freimaurerbund als Mitglieder angehörten, im Feld treu ihre Pflicht erfüllt hatten. Das Deckungsersuchen der Essener Brüder an ihre Großloge in Wien wurde mit einem offziellen „Dec­kungszertifikat für die Deputationsloge ‚Schiller‘ im Orient Essen“ beant­wortet und trägt das Datum vom 5. April 1933.

Die christlich und national orientierten Großlogen, die seit dem Kriegsausbruch im Jahre 1914 Schwierigkeiten mit der internationalen Kette hatten, glaubten in völliger Verkennung der politischen Lage durch Änderungen ihrer Namen, der Satzungen, Anpassung der Rituale usw. dem absehbaren Freimaurerverbot entgehen zu können und die neue Staatsfüh­rung von ihrer nationalen und antijüdischen Gesinnung zu überzeugen. Vergeblich: am 17. August 1935 wurde das endgültige Freimaurerverbot ausgesprochen. Der Reichsinnenminister berief sich dabei auf die Verord­nung zum Schutze von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 und im Hinblick auf den Vermögenseinzug auf das Gesetz vom 14. Juli 1933 über das Einziehen von volks- und staatsfeindlichem Vermögen. Damit war die Auflösung der Großlogen und Logen abgeschlossen, die Freimaurerei existierte im Deutschen Reich nicht mehr.

Schon vorher, beim letzten geselligen Beisammensein der Schwestern und Brüder der Loge „Alfred zur Linde“ im Essener Logenhaus am 20. Juli 1935 waren sich alle Beteiligten bewußt, daß die offizielle Schließung der Loge nur noch eine Frage von Tagen war. Die Loge zählte zu dieser Zeit noch 169 Brüder. Noch einmal, und zwar am 29. September 1935, kamen alle Brüder im Logenhaus zusammen. In Gegenwart des Gestapobeamten, Polizeikommissar Nolens, standen die Brüder in der Kette und sangen abschließend „Ein feste Burg ist unser Gott“. Die anschließende Beschlag­nahme des Logengebäudes und des Grundstückes durch die neuen Machtha­ber setzte dem offiziellen Logenleben in Essen einen Schlußstrich, zumal Versammlungen von Brüdern in jeder Form, also auch zu gemeinsamen Essen, Klubversammlungen und dergleichen verboten waren.

X. Die Loge im Dunkeln

Man kann nicht erwarten, daß jeder sich zum Märtyrer eigne, aber man muß von einem Freimaurer erwarten, daß er Haltung bewahrt, wenn ihm Ungeist, Arroganz und Brutalität begegnen. Es gab diese Brüder in allen Großlogen, mutige Bekenner, die ohne den Schutz ihrer Großloge das Freimaurertum für sich nicht aufgaben und nicht verleugneten, sondern in der Stille wirkten und das Licht durch die Dunkelheit trugen. Trotz des Verbotes fanden sie den Mut, sich mehr oder weniger regelmäßig unter Fantasienamen in öffent­lichen Gaststätten oder privat zu treffen: Das geschah in dieser Zeit der Verfolgung in Gasthaus-Hinterzimmern, privaten Räumen, in Theaterkel­lern und sonstigen behelfsmäßigen Unterkünften, und es erwies sich in diesen Jahren der Finsternis, in denenen das freimaurerische Licht nicht brennen durfte, welche Brüder wirklich treu und unerschütterlich zu ihrem Bunde standen. 26 Brüder der ehemaligen Loge „Alfred zur Linde“ trafen sich mittwochs im „Essener Hof“ als „Trampelklub“ getarnt; ca. 12 bis 15 Brüder der ehemaligen Loge „Schiller“ ebenfalls unter diesem Tarnnamen oder als Kegelklub wöchentlich im „Essener Hof“ oder „Kaiserhof“ um ihre brüderlichen Kontakte weiterhin zu pflegen. Das war durchaus nicht so ungefährlich, wie es sich anhört, denn das sogenannte nationalsozialistische „Heimtücke-Gesetz“ wurde immer dann angewandt, wenn festgestellt wurde, daß der brüderliche Zusammenhalt unter den Freimaurern durch die Auflösung der Logen nicht unterbrochen war und sie sich dennoch trafen oder an dem kleinen blauen Zeichen, dem ‚Vergißmeinnicht‘ erkannten. Aber vom einfachen Mitläufer, der aus beruflichen Gründen mit „den Wolfen heulte“ bis zu Gestapobeamten gab es Leute, die persönlich Brutali­täten gegenüber bisher unbescholtenen Bürgern ablehnten. Somit scheinen die Essener Freimaurer, gemessen an den Verfolgungen von Mitgliedern anderer, dem neuen Regime unerwünschter Organisationen, im allgemeinen recht wenig gelitten zu haben, schreibt Br: Edgar Stroh, der Akten im Düsseldorfer Staatsarchiv durchgesehen hatte. Die Vernehmungsprotokolle, offensichtlich von der Geheimen Staatspolizei durchgeführt, endeten allge­mein mit der Beurteilung „nicht staatsgefährdend“. Allerdings beschreibt er weit ernstere Fälle: „Wenngleich man sich allwöchentlich zum ‚fröhlichen Umtrunk‘ zusammenfand, lebte man doch in gewisser Unruhe. Man fühlte sich beobachtet und wußte es. Am 16. Juni 1934 wurde eine Geburtstags­feier des Bruders Rudolf Ramge, bei der fast alle Brüder waren, von der Gestapo kontrolliert. Personalien wurden aufgenommen und die Wohnung überprüft und Schriftstücke und Zeitungen konfisziert. Er wurde als Judenfreund und aktiver SPD-Mann erkannt. Bald darauf wurde er verhaftet und von da an nicht wiedergesehen. Er soll, so sagt es die Geschichte, in einem Konzentrationslager verstorben sein. Sein richtiger Weg ist nicht bekannt.“ Auch ein weiterer Bruder, Hugo Friedrichs, hatte sich der neuen Staatsmacht verdächtig gemacht und wurde denunziert, vielleicht aus Neidkomplexen heraus oder er hatte sich bei dienstlich Untergebenen aus irgendwelchen Gründen unbeliebt gemacht. Er war technischer Leiter der städtischen Krankenanstalten in Essen, wurde verhaftet, lange Zeit in Poli­zeigewahrsam gehalten und verlor seine berufliche Stellung. Akten über diesen Vorgang sind leider nicht mehr auffindbar. Nach seiner Haftentlas­sung gaben ihm die Brüder und Schwestern ein kleines Fest.

Während die Auflösung der Großlogen und Logen in Deutschland, die Beschlagnahme ihrer Vermögen und die Liquidation ihres Eigentums 1935 abgeschlossen war, verstärkte sich die Verfolgung von Freimaurern im zweiten Weltkrieg. Der Mentalität der Mächtigen entsprechend sah man wiederum in ihnen die Schuldigen für diesen Krieg. In einem sogenannten „Führererlaß“ vom 1. März 1942 an alle Dienststellen der Wehrmacht, der Partei und des Staates heißt es z.B: „Juden, Freimaurer und die mit ihnen verbündeten weltanschaulichen Gegner des Nationalsozialismus sind die Urheber des jetztigen gegen das Reich gerichteten Krieges. Die planmäßige geistige Bekämpfung dieser Mächte ist eine kriegsnotwendige Aufgabe.“

Von 4.800 in einer Aufstellung enthaltenen Freimaurern, das sind etwa 6% der 80.000 deutschen Freimaurer vor der Naziherrschaft, sind zwischen 1933/45: ca. 1750 eines natürlichen Todes gestorben; 62 von den Nazis ermordet, 238 aus Deutschland vertrieben, 133 verschollen, 254 hatten Vermögensschäden erlitten, 377 Amt und Beruf verloren, 285 im Beruf geschädigt, 53 ins Konzentrationslager verschleppt, und 44 haben aktiven Widerstand geleistet. Daneben gab es aber auch jene kollaborations­bereiten Mitglieder, die trotz des freimaurerischen Makels überraschend Karriere zu machen wußten.

XI. Die Neuordnung des Logenwesens

Nach Kriegsende trafen sich die Brüder jeden Mittwochabend zwanglos in verschiedenen Lokalen, ohne eine dauernde, zusagende Bleibe zu finden. Im Hotel „Kaiserhof“ saßen sie als „Mittwochs-Stammtisch“ im Restaurant oder im Gesellschaftszimmer und langsam erwachte die Loge zu neuem Leben. „Es war uns aber nicht möglich“, so steht es im Logenprotokoll, „die alte Loge ‚Freie Forschung und Duldsamkeit‘ zu erwecken. So traten wir alten, einst ausgewiesenen Brüder, das alte Erbe an. Im Gedenken an unsere Logenzugehörigkeit zur Loge ‚Schiller‘ im Orient Wien, und zur Wiener Großloge, nannten wir auch unsere Vereinigung: Loge ‚Schiller‘, Orient Essen. Unser Bijou ist eine Nachformung des Wiener Bijous.“

Auf Betreiben des Brs: Josef Schuh genehmigte die Stadtverwaltung am 6. November 1947 die Gründung der Freimaurer-Loge „Schiller“ und die Aufnahme der Vereinstätigkeit unter der Nr. 279 des amtlichen Vereinsregisters. Am 16. Juni 1948 wurde ein Beamtenrat unter der Führung des Meisters vom Stuhl Br: Josef Schuh gewählt und über die ersten Aufnahmen gekugelt. Neunzehn Brüder der ehemaligen Logen „Freie Forschung und Duldsamkeit“ und „Schiller“ brachten in Anwesenheit von vierundzwanzig anderen besuchenden Brüdern in den Räumen des Hotels „Kaiserhof“ das Licht zu ihrer neuen Loge „Schiller“ ein, wobei der hammerführende Meister Br: Schuh erklärte, „daß wir Brüder der Loge „Schiller“, Or: Wien, nie unseren Bund aufgelöst, sondern unter dem Zwange der Nazi-Herrschaft die offiziellen Arbeiten eingestellt hätten. Das beweise auch, daß wir uns jede Woche in der Nazizeit am Stammtisch oder auf der Kegelbahn zusammengefunden hätten. Wir feierten also eigentlich die Wiedererweckung unserer Loge und nähmen hiermit die maurerische Arbeit wieder auf“, mit anderen Worten:

Formell und dem Ritual entsprechend ist die ehemalige Essener Toch­tergründung der Loge „Schiller“ im Orient Wien nie aufgelöst worden, ihre Arbeiten wurden lediglich vertagt und nunmehr wieder aufgenommen. Darauf weist auch das jetzt ausgegebene neue Bijou der Loge, „getragen am blauen Band mit zwei roten Streifen“ hin. Die Bruderschaft trat der am 19. Juni 1949 in Frankfurt am Main gegründeten „Vereinigten Großloge von Deutschland“ bei, später umbenannt in „Vereinigte Großloge Alte Freie und Angenommene Maurer von Deutschland“, und erhielt dabei die Matrikel-Nummer 649.

Das Logenhaus lag zwar in Schutt und Asche, aber auch die Brüder unserer Schwesterloge „Alfred zur Linde“ fanden wieder zusammen. Am 22. Juni 1946 richteten sie in ganz bescheidenem Rahmen die erste Tafello­ge zum Johannisfest aus, am 7.August 1948 konnten sie im Rahmen eines Konvents, an dem bereits wieder 53 ordentliche Mitglieder teilnahmen, das Licht einbringen. Der allseitige Wunsch, wieder ein eigenes Logenhaus zu haben, führte dazu, daß der Vorstand mit der Stadt Essen über den Erwerb des 868 m2 großen Grundstückes an der Admiral-Scheer-Straße verhandelte und am 18. August 1960 die Urkunde zur Grundsteinlegung eingemauert werden konnte. Das Richtfest wurde am 21. Oktober 1960 begangen. Am 9. Dezember 1961 war das nun siebengeschossige Gebäude fertiggestellt. Der Lichteinbringung stand nun nichts mehr im Wege. Als Vertreter der Großlo­ge AFuAM brachte dann der Distriktsmeister Br: Richter in Vertretung des Großmeisters in Anwesenheit von 109 Brüdern das Licht ein. Mit fast 60 Appartements, einem großen Tempel, Bibliothek und Gesellschaftsräumen im Parterre entspricht das Haus nunmehr den Vorstellungen aller Logenmit­glieder. Seit dem Jahre 1990 arbeiten die beiden Johannis-Logen „Alfred zur Linde“ und Schiller“ im Orient Essen wieder gemeinsam in einem Logenhaus.

XII. Nachbemerkung

Ein Rückblick auf die Geschichte unserer Johannislogen in Essen spiegelt beispielhaft die von menschlichen Schwächen und Irrungen geformte Entwicklung der deutschen Freimaurerei wider. Auch hier kann man leider nicht jene häßlichen Rostflecken übersehen, die die Weltbruderkette im Laufe der Zeiten fast unvermeidlich angesetzt hat, jene unselige Zersplitte­rung, die mit den Begriffen „humanitäre“ und „christliche“, oder „reguläre“ und „irreguläre“ Freimaurerei verbunden ist. Auch unsere Bauhütten inmit­ten einer von harter Arbeit geprägten Industrielandschaft waren keine abge­schlossenen Andachtsstätten, das so gar nicht ideale Leben des Tages verebbte nicht immer an der Tempelpforte. Die Männer, die hier aufge­wachsen sind und den Bund der Freimaurer darstellten, bildeten sich durch­aus nicht ein, daß gerade sie auf den Höhen der Menschheit wandelten; sie kamen ja als Suchende, nicht Vollendete, und so waren Dissonanzen unver­meidlich, einige verklangen bald wieder, andere hielten die Gemüter längere Zeit in Aufregung.

Die Freimaurerei hat aber auch hier ihre Unverwüstlichkeit bewiesen. Alle Mängel der Organisation, aller Systemhader, alle Unterdrückungen haben nicht ausgereicht, den Gedanken der Einigkeit wirkungslos zu machen. Nach einer Periode des Klassenhasses, der weltweiten Katastro­phen und nie endenden, stets neu aufflackernden verheerenden Kriege wurde es zum ersten Mal in der Geschichte der deutschen Freimaurerei möglich, aus den Trümmern den brüderlichen Gedanken neu erstehen zu lassen, und was früher noch als unmöglich gegolten und belächelt worden wäre, hat sich seit einem halben Jahrhundert bestens bewährt. Den äußeren und inneren Frieden zu erhalten muß nunmehr das Bemühen der Freimaure­rei gelten. Sie kann, wenn sie den Willen zur Einigkeit beibehält, eine Macht sein. Nicht eine Weltmacht politischen oder kirchlichen Gepräges, sondern eine sittliche Macht, deren Einheit auf dem gemeinsamen Besitz der gleichen tiefen Symbolik beruht; eine sittliche Macht gegenüber dem schrankenlosen Egoismus, ein Kraftzentrum, das Humanität, die zu allen Zeiten nottut, und den Willen zu sozialer Verantwortung, in die politischen, religiösen und sozialen Kämpfe ausstrahlt. Bewahren wir uns diese Einheit als unser höchstes Gut.

Br:. Heinz Schuler (1928 – 2007)

Was ist Freimaurerei?

Daheim ist sie Güte,
im Geschäft ist sie Ehrenhaftigkeit,
in Gesellschaft ist sie Höflichkeit,
in der Arbeit ist sie Anständigkeit,
für den Unglücklichen ist sie Mitleid,
gegen das Unrecht ist sie Widerstand,
für das Schwache ist sie Hilfe,
dem Gesetz gegenüber ist sie Treue,
gegen den Unrechttuenden ist sie Vergessen,
für den Glücklichen ist sie Mitfreude,
vor Gott ist sie Ehrfurcht und Liebe.